Lass uns doch einfach mal ganz tief in die Klischee-Schublade greifen. Da finden wir auf jeden Fall diese Vorstellung: Ganz viele Mädchen träumen davon, ihre Hochzeit zu planen. Kleid aussuchen, Deko basteln, Kuchen probieren – was für eine großartige Zeit. Und wenn die Mädchen dann groß sind und ihren Herzensmenschen gefunden haben, wenn endlich die Frage aller Fragen kommt und unter Tränen: Ja, ich will! gesagt wird.…
So ihr Lieben, an dieser Stelle muss ich brutal sein. (Mal ganz abgesehen davon, dass nicht nur Mädchen lange von diesem Tag träumen und es natürlich jede Menge Mädchen gibt, die damit gar nix anfangen können) Die Realität ohne Filter sieht so aus: Für viele große Mädchen und Jungs beginnt nach dem Antrag die stressigste Zeit in ihrem Leben! Denn machen wir uns nichts vor: Eine Hochzeit planen, das ist richtig viel Arbeit und kostet richtig viel Zeit, Nerven und Geld.
Deswegen ist der absolut wichtigste Tipp für alle, die heiraten wollen: Setzt Prioritäten! Entscheidet, was euch wichtig ist. Und bei den unwichtigen Dingen spart euch Zeit, Nerven und Geld.
Was? Dinge weglassen? Wie soll das denn gehen? Die gute Nachricht ist: Es gibt so einiges, das ihr euch bei eurer Hochzeit sparen könnt. Warum? Weil es Dinge gibt, die einfach bei Hochzeiten völlig überbewertet ist! Manche sind Trends, die sich dank Social Media rasend schnell verbreiten, die anderen alte Traditionen. Und nein, man muss bei der Hochzeit gar nichts so machen, nur weil man es immer schon so gemacht hat.
Das hier sind meiner Meinung nach die verflixten sieben Dinge, die bei Hochzeiten völlig überschätzt sind.
Bei Hochzeiten völlig überschätzt:
1. Freudentränen
Oder wie man früher gesagt hat: Taschentücher. Freudentränen gehören definitiv in die Kategorie: Dinge, die uns Instagram und Pinterest eingebrockt haben. Natürlich, die aufwändig verpackten einzelnen Taschentücher sehen wirklich hübsch aus an der Traulocation. Gar keine Frage.
Aber jetzt mal ganz ehrlich: In 90% aller Handtaschen steckt in 95% der Fälle eine Packung Taschentücher. Und ich würde behaupten, dass auch in den meisten Anzügen irgendwo ein Taschentuch versteckt ist. Mal abgesehen davon vermitteln Freudentränen eine fragwürdige Botschaft: Unsere Trauung wird der emotionale Oberhammer und wir erwarten, dass ihr alle vor Rührung weint!
Nicht zu vergessen, dass das Basteln Zeit und Geld kostet. Nur, damit sie dann nach der Trauung auf den Plätzen liegen bleiben? (Was aus Erfahrung wirklich sehr oft passiert.)
Ich finde, diese Energie könnt ihr an anderer Stelle besser investieren.
2. Brautentführung
Ja, ich gebe es zu: Ich finde Brautentführungen fürchterlich! Was soll diese Tradition? Ursprünglich mag das ja mal lustig gewesen sein. Die Braut wird in ein Lokal entführt und der Bräutigam weiß nicht, wo seine Angetraute ist. Mit kleinen Tipps und Aufgaben macht er sich auf die Suche. Währenddessen feiert die Braut mit den Entführern, es gibt Musik und Spiele. Hat der Bräutigam seine Braut gefunden, muss er sie auslösen .
Wir versuchen jetzt mal, alle Gendergedanken, Rollenklischees und die Gleichberechtigung auszublenden und uns auf die Brautentführung als alte Tradition zu konzentrieren.
Aber wie läuft es heute meistens ab? Alle, die mit der Braut unterwegs sind, lassen sich volllaufen. Der Bräutigam weiß vorher schon genau, wo seine Braut sein wird. Es gibt irgendwelche peinlichen Spiele, bei denen wahlweise das Brautpaar oder die Gäste vorgeführt werden. Und danach sind alle sowas von besoffen, dass die restliche Party eigentlich für die Katz ist.
Natürlich, es gibt Ausnahmen! Meistens dann, wenn eine richtig gute Band gebucht ist, die weiß, wie der Hase zu laufen hat, damit es Spaß macht, aber nicht ausartet. Und ich gestehe: Inzwischen habe ich genau das tatsächlich auch exakt einmal erlebt. Aber ganz ehrlich, meistens ist es einfach nur schlimm.
Eine Brautentführung zerreißt auf jeden Fall euer Fest, auf dem Weg gehen der ein oder die andere verloren und der restliche Zeitplan danach ist meistens auch hinfällig.
Für manche Paare ist die Brautentführung das Stimmungs-Highlight und sie wissen genau, dass danach eigentlich nicht mehr viel läuft. Ihnen möchte ich sagen: Yeah, viel Spaß bei eurer Brautentführung. (Aber überlegt euch vielleicht, sie erst nach dem Abendessen zu machen und nicht davor.). Alle anderen sollten sich gut überlegen, ob das mit der Brautentführung eine gute Idee ist.
3. Gastgeschenke
Noch so eines meiner Lieblingsthemen und eins, über das sich Hochzeitspaare wochenlang den Kopf zerbrechen: Die Gastgeschenke.
Den Sinn dahinter habe ich bis heute nicht ganz verstanden. Ihr ladet Gäste zu eurer Hochzeit ein, zahlt für sie Essen, Getränke und Unterhaltung und dann bekommen sie noch ein Geschenk?
Und jetzt kommt die Frage an alle, die schon mal Gast bei einer Hochzeit waren: Wie oft war das Gastgeschenk etwas, bei dem ihr euch gedacht habt: „Wow, das hab ich ja noch nie gesehen und kann ich total gut gebrauchen!“?
Kleine Marmeladengläser, Ölfläschchen, Schoko-Linsen, Kekse, Gewürze – klar, das ist irgendwie schon süß und immerhin kann man es essen, aber wäre die Hochzeit weniger schön und das Leben unserer Gäste schlechter, wenn sie nicht da wären? Und ihr nicht hunderte Euro und/oder Stunden über Stunden beim Basteln verbracht hättet?
Noch mehr denke ich mir das bei allem, was gerade so angesagt ist: Sukkulenten, Seed Bombs, kleine Seifen und was Pinterest noch so ausspuckt. Bei genügend Hochzeiten bleibt das Zeug hinterher einfach auf den Tischen liegen.
Denkt mal drüber nach, ob ihr auf diesen Trend nicht verzichten möchtet. Eure Gäste bekommen unglaublich viel Tolles von euch an diesem Tag. Und wenn sich eure Liebsten hinterher nur an das Gastgeschenk erinnern und nicht an den großartigen Tag, ist sowieso irgendwas ganz schön schief gelaufen.
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4. Das große Kaffee- und Kuchen-Futtern am Nachmittag
Jetzt kommt der Moment, in dem ich vielen Traditionalist:innen einen Herzinfarkt verpasse. Denn ich wage es ernsthaft, mich an einem Must-Have des Hochzeitstags zu vergreifen: Das nachmittägliche Kaffee- und Kuchen- Gelage! Ich sage: Das braucht es eigentlich gar nicht. Und ich sage euch auch, warum.
Schauen wir uns doch mal den Zeitplan der Hochzeit an:
Sagen wir mal, um 14 Uhr ist die Trauung. Die dauert ungefähr eine Stunde. Danach gibt’s natürlich einen Sektempfang mit Häppchen, bei denen die Gäste kräftig zugreifen. Sie sind ja schließlich mit Styling und Anfahrt schon 3 Stunden unterwegs. Um 16 Uhr kommen dann das große Torten-Anschneiden und das Kuchenbuffet mit 25 verschiedenen Leckereien. Und weil man ja überall ein Stückchen probieren möchte und die Muffins ja noch so gut ausschauen, essen die meisten Gäste viel mehr, als sie eigentlich vorgehabt haben. Danach fallen alle ins Kohlenhydrat-Zucker-Koma. Um 19 Uhr steht aber ja schon wieder Abendessen auf dem Programm. Und bis dann die Party losgeht, sagen wir mal um 21:30 Uhr, sind eure Gäste schon seit knappen 10 Stunden unterwegs. Kein Wunder also, dass sich bei so einigen schon die Müdigkeit breit macht und die Party nicht wirklich lange dauert.
Deswegen kommt hier mein revolutionärer Gegenvorschlag: Spart euch Kaffee und Kuchen und startet einfach später.
Wenn die Trauung um 16:30 Uhr losgeht, könnt ihr beim Sektempfang ein paar Häppchen reichen. Für alle, die auf den süßen Happen am Nachmittag nicht verzichten können, gibt es ein bisschen süßes Fingerfood. Das Abendessen um 19 Uhr bleibt gleich, mit dem kleinen Unterschied, dass zum Nachtisch um ca. 21 Uhr die Hochzeitstorte angeschnitten wird. Der große Auftritt ist euch hier auf jeden Fall sicher. Denn auf den Nachtisch freuen sich alle, das lässt sich keiner entgehen. Entweder stellt ihr die Hochzeitstorte als Mittelpunkt aufs Nachspeisenbuffet oder es gibt sie zusätzlich zu einem kleinen Dessert.
Dieser Zeitplan hat so viele Vorteile! Er nimmt euch vor allem Stress und Zeitdruck. Denn so müsst ihr nicht um 8 Uhr schon beim Styling sitzen, sondern habt Zeit für einen entspannten Morgenkaffee und sogar ein kleines Mittagessen. Euren Gästen wird es genauso gehen.
Mal abgesehen davon, dass sie ausgeschlafen und voller Energie ankommen. So kann die Party wirklich bis in den Morgen dauern.
Und wer behauptet, dass die Gäste ja sonst so lange nichts zu essen bekommen und hungrig sind: Ich habe noch keine Hochzeit erlebt, bei der irgendjemand gesagt hat: „Also jetzt brauch ich definitiv einen Döner, weil satt bin ich nicht.“
5. Peinliche Spielchen und Einlagen
Wer kennt ihn nicht, diesen einen Moment? Wenn Bruno, der mit dem Bräutigam in der Schule war, einen Beamer aufbaut und sich das Grauen schon ankündigt. Denn was kommt? Eine wahnsinnig kreative und innovative Power Point-Präsentation mit Fotos aus der Jugendzeit. Untermalt von Brunos Kommentaren zu Ex-Freundinnen und Saufgelagen. Und eigentlich ist es weder wahnsinnig kreativ oder innovativ, sondern nur: Wahnsinnig peinlich! Wer ist eigentlich auf die Schnapsidee gekommen, dass es in Ordnung ist, das Hochzeitspaar an ihrem großen Tag vorzuführen und lächerlich zu machen? Die beiden Menschen, die eingeladen haben und alles bezahlen?
In der gleichen Schublade: Saufspiele wie das Kutscherspiel, dessen primäres Ziel es ist, dass hinterher alle möglichst betrunken sind. Und alles, bei dem durch Antatschen irgendwelcher Körperteile den Partner oder die Partnerin erkannt werden muss.
Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht prinzipiell gegen Spiele und Einlagen. Es gibt wundervolle und persönliche Ideen, die das Hochzeitspaar feiern und hochleben lassen. Das ist alles wunderbar! In Maßen natürlich. Denn jeder DJ und jede Band kann ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, eine Party in Gang zu bringen und zu halten, wenn sie permanent unterbrochen wird. Deswegen ist mein Rat: Gebt schon in der Einladung eine:n Ansprechpartner:in an, bei der:m alle Überraschungen angemeldet werden müssen. Müssen, nicht können. Damit sich eure Liebsten auch auf eure Hochzeit freuen und sie genießen können, empfehle ich euch eine Zeremonienmeisterin, der das übernimmt. Der kann die angemeldeten Spiele so planen, dass nach Eröffnung der Tanzfläche nur noch eins getan wird: Getanzt. Denn nach dem Sektempfang oder zwischen den Gängen bleibt genügend Zeit für alles, was sich eure Gäste ausgedacht haben.
6. Ein exakter Zeitplan
Eins kann ich euch versprechen: Was die Zeiten angeht, wird eure Hochzeit nicht nach Plan laufen. Deswegen könnt ihr euch von der Vorstellung eines exakten Zeitplans einfach von Anfang an verabschieden. Ich habe schon einige Paare erlebt, die nervöses Augenzucken bekommen, weil sich ihr Programm um 15 Minuten verschoben hat. Weil die Pinata doch um 16:50 Uhr sein sollte und zwar genau 10 Minuten lang.
Je weniger Taktung ihr für eure Feier habt, desto besser. Klar, die Rahmenpunkte sollten stehen: Trauung, Essen, Tanzfläche eröffnen. Für den Rest reicht ein grober Plan. Und je großzügiger ihr in der Planung seid, desto besser.
Der Klassiker: 30 Minuten für den Sektempfang mit Gratulation und das bei 100 Gästen. Die Rechnung ist wirklich nicht schwer. Heißt, jeder Gast hat genau 18 Sekunden dafür, euch beide zu umarmen, einen Glückwunsch loszuwerden und das Geschenk zu überreichen. Nicht machbar. Das bedeutet, von Anfang an verschiebt sich alles nach hinten. Und das macht Stress, was das letzte ist, was ihr bei eurer Hochzeit haben solltet.
Also: Entspannt euch. Plant nicht zu viel und vor allem nicht zu exakt. Großzügige Zeitpuffer sind das A & O. Dann könnt ihr eure eigene Hochzeit entspannt genießen.
7. Gruppenfoto
Diesen Absatz könnt ihr ignorieren, wenn ihr mit maximal 50 Gästen feiert. Allen anderen sei gesagt: Gruppenfotos mit all euren hundert Gästen sind absolut überbewertet. Niemand, wirklich niemand wird sich ein Bild mit 100 klitzekleinen Köpfen entwickeln und aufhängen. Weil man die Leute nicht richtig erkennt. Und weil irgenjemand immer die Augen zu hat oder seltsam schaut oder Quatsch macht. Also spart euch und dem Foto-Profi diesen irrsinnigen logistischen und zeitlichen Aufwand und macht lieber Grüppchenbilder.
Überlegt euch vorher, welche Konstellationen ihr für immer festhalten möchtet. Klassisch sind das natürlich Bilder von Hochzeitspaar mit den Eltern, den Geschwistern oder den Trauzeug:innen. Am einfachsten klappt es, wenn ihr vor der Hochzeit eine Liste schreibt, welche Bilder mit welchen Menschen ihr haben möchtet. Die gebt ihr einem Gast eures Vertrauens, der dann verantwortlich ist, die jeweiligen Leute zusammenzutrommeln. So dauern die Bilder maximal 30 Minuten und ihr müsst euch hinterher nicht drüber ärgern, dass ihr kein Foto mit Oma und Opa habt.
Das sind sie, meine persönlichen verflixten sieben Dinge, die ihr euch bei der Hochzeit sparen könnt. Übrigens: Inzwischen gibt es auch Teil 2 dieses Artikels: Nochmal 7 Dinge, auf die ihr bei eurer Hochzeit verzichten könnt
Foto von Tom & Jezz
Und jetzt wünscht ihr euch auch eine freie Trauung, die so einzigartig ist wie ihr sie verdient habt? Egal, ob in Niederbayern, der Oberpfalz oder anderswo? Dann scroll noch ein Stückchen runter und schreib mir eine Nachricht. Ich bin eure freie Traurednerin für Niederbayern und die Oberpfalz, aber ich komme dahin, wo ihr mich braucht!