Wisst ihr noch, damals? Als das Brautpaar während seiner Trauung in die begeisterten Gesichter der Gäste geblickt hat? Als es nur einen einzigen Menschen gab, der Bilder gemacht hat und das war der gebuchte Hochzeitsfotograf? Vielleicht noch Onkel Uwe, der immer mit den neusten Kameras ausgestattet war. Mei, das waren noch Zeiten!

Heute sieht die Braut ihre Gäste hinter den Smartphones kaum. Der Hochzeitsfotograf erwischt nicht ein Bild, bei dem nicht irgendein Gast mitten ins Bild läuft und mit dem Handy fotografiert. Und noch bevor das Paar mit den Gästen angestoßen hat, finden sich die ersten Fotos bei Instagram.

Irgendwie anstrengend, oder? Und irgendwie nervig. Aber das muss nicht sein. Wie wärs denn mit einer Unplugged Wedding?

Unplugged Wedding – Lasst die Smartphones zuhause

Versteht mich nicht falsch: Manche Brautpaare lieben das. Sie möchten Fotos aus allen Perspektiven und versorgen die Gäste mit Hashtags, unter denen sie die Bilder posten sollen.

Vielen Bräuten und Bräutigamen ist das zu viel. Seit Instagram und Co findet unser Leben quasi nur noch für die sozialen Kanäle statt. Deswegen entscheiden sich immer mehr Paare für eine Unplugged Wedding oder auf Deutsch – eine analoge Hochzeit.

Was ist eine Unplugged Wedding?

Ein Trend aus Amerika, den ich richtig gut finde. Eine Unplugged Wedding lässt sich am besten übersetzen als analoge Hochzeit. Das Brautpaar bittet die Gäste darum, auf Smartphones, Tablets und Kameras zu verzichten. Besonders während der Trauung, manchmal auch für die gesamte Hochzeit.

Gute Gründe für eine Unplugged Wedding oder eine analoge Hochzeit

♥ Ihr feiert euren großen Tag gemeinsam mit euren Gästen und möchtet sie bei den großen Momenten dabei haben. Und zwar komplett, mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit. Der erste Blick auf die Braut, der Ringtausch, das Ja-Wort, der Kuss. Was ihr in der Realität bekommt? Ihre Smartphones und verkniffene Gesichter, die auf Bildschirme starren, um den besten Schnappschuss zu bekommen. 2015 ging ein Foto von Hochzeitsfotograf Thomas Stewart viral. Es zeigt einen aufgeregten Bräutigam am Altar, der auf seine Braut wartet, die gerade hereinkommt. Leider stehen drei Damen mit Smartphones im Weg. Er muss sich ganz schön verbiegen, um einen Blick zu erhaschen. Hier könnt ihr den Post lesen und euch das Foto anschauen. Wollt ihr das wirklich?

♥ Für die Hochzeitsfotografen und -fotografinnen sind Smartphones bei Hochzeiten die Pest. Sie als Profis versuchen, die schönsten Momente festzuhalten. Stattdessen hüpfen ihnen smartphone-knipsende Gäste vor die Linse oder ins Bild. Der erste Kuss oder der Auszug des Brautpaars dauern nur Sekunden, sowieso schon wenig Zeit für das perfekte Bild.

Und seien wir doch mal realistisch: Schön werden diese Handybilder auch bei der heutigen Technik selten. Es braucht einfach doch ein gutes Auge und die entsprechende Ausstattung. Dafür habt ihr ja in einen Profi investiert.

♥ Auch wenn ihr total auf Instagram und Co. steht: Möchtet ihr nicht selber entscheiden, welche Fotos den Weg in die sozialen Medien finden und wann? Denn es ist ja nicht nur das dauernde Geknipse. Es müssen ja sofort Facebook-Posts und Insta-Stories online gestellt werden.  Das bedeutet: Jeder Winkel, jedes unvorteilhafte Bild oder schnell geschossene Selfie. Wollt  ihr das mit der ganzen Welt teilen? Ich persönlich möchte die Kontrolle darüber haben, ob und welche Fotos den Weg in die Untiefen des Internets finden. Es geht ja schließlich dabei um meine Hochzeit.

Wie setzt man eine Unplugged Wedding oder analoge Hochzeit praktisch um?

Eigentlich ganz einfach: Ihr sagt den Gästen, dass Smartphones und eigene Kameras nicht gewünscht werden. Das könnt ihr schon in die Einladungen schreiben. Oder ihr stellt am Hochzeitstag ein schönes Schild auf. Alternativ kann auch der Redner oder ein Trauzeuge vor der Trauung ein paar Worte dazu sagen.

Sagt den Gästen ganz klar, was ihr wollt. Gilt das Fotoverbot nur für die Trauzeremonie oder auch für die Feier? Möchtet ihr bei der Party bestimmte Momente unplugged, zum Beispiel den ersten Tanz oder den Anschnitt der Torte? Alles kann, nichts muss – Eure Hochzeit, eure Regeln.

Wie kann ich meinen Gästen die Unplugged Wedding oder analoge Hochzeit ankündigen?

Handys verboten! Das klingt irgendwie nicht so schön. Ich habe euch hier ein paar Ideen für die Formulierung zusammengestellt:

♥ Wie schön, dass ihr da seid. Wir haben eine Bitte: Unsere Zeremonie ist kamera- und handyfrei. Genießt den Moment mit uns. Nach dem ersten Tanz ist auch die Knipsfläche eröffnet.

♥  Bitte macht eure Handys aus. Teilt euer Lächeln mit uns, dann teilen wir die schönsten Bilder des Fotografen mit euch.

♥  Wir möchten eure strahlenden Gesichter sehen, nicht eure Handys. Unser Fotograf ist großartig und wir werden die Bilder selbstverständlich mit euch teilen.

♥  Das Brautpaar wünscht sich glückliche Gesichter und Freudentränen ganz ohne störende Smartphones. Bitte packt sie weg, bis sie Ja gesagt haben.

♥  Hier läuft eine Frau mit einer riesigen Kamera herum. Wir haben sie gebeten, wunderschöne Bilder von unserer Hochzeit zu machen. Sie kann das richtig gut. Also entspannt euch, packt eure Handys weg und genießt den Tag mit uns.

♥  Willkommen bei unserer Hochzeit. Wir haben einen Fotografen engagiert, der alles mit der Kamera einfängt. So könnt ihr alles mit euren Herzen einfangen.

♥  Seid unsere Gäste, nicht unsere Fotografen. Wir haben einen Profi, der das erledigt.

♥  Euer größtes Geschenk ist euer Lächeln. Also gönnt dem Smartphone eine Pause.

♥  Unser Ja-Wort ist unplugged, die Feier ist es nicht. Knipst, soviel das Herz begehrt, sobald wir mit euch angestoßen haben.

♥ Meine Damen und Herren, verstauen Sie vor dem Start Ihr Gepäck, klappen Sie die Tische hoch und schalten Sie Ihre Mobiltelefone aus. Das gilt auch für Kameras.

Praktische Tipps für eine Unplugged Wedding oder analoge Hochzeit

♥ Eure Gäste möchten Hochzeitsfotos sehen. Deswegen solltet ihr euch mit eurem Hochzeitsfotografen kurzschließen, bevor ihr eine Unplugged Wedding ankündigt. Stellt sicher, dass eure Gäste digital Zugriff auf eine Auswahl der Bilder bekommen können und wie.

♥ Ihr habt eure Gäste in der Einladung oder durch ein Schild informiert. Trotzdem solltet ihr jemanden bestimmen, der vor der Zeremonie nochmal auf die Unplugged Wedding hinweist. Irgendjemand hat es bestimmt übersehen oder vergessen. Also geht auf Nummer sicher.

♥ Informiert die Gäste nach der Hochzeit zeitnah darüber, wo sie die Bilder des Fotografen einsehen können. Das könnt ihr über die Dankeskarten oder per Mail machen.

Wenn ihr diese Tipps beachtet, steht einer wunderschönen Unplugged Wedding oder einer analogen Hochzeit nichts mehr im Weg!

EIn Brautpaar beim Auszug nach der Trauung, Gäste mit Smartphones
Foto von Christin Helmund